Advent 1 – Predigt Heinrich Müller (1732)

Heinrich Müller’s
Evangelischer Herzens-Spiegel.
Geist-reiche Erklärung und Betrachtung der Sonn- und Fest-täglichen Evangelien
1732

Orthography modernised (based on the 1865 reprint)

Evangelium am ersten Sonntage des Advents.

Vorrede

Paulus ermahnet : Alles, was ihr thut, mit Worten und mit Werken, das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu. In dem Namen unsers Herrn Jesu schließen wir dann auch unser verflossenes Kirchenjahr, und danken Gott und dem Vater Jesu Christi, daß er uns hat Licht und Weisheit, Kraft und Macht gegeben aus der Höhe, sein Wort rein und lauter mit freudigem Aufthun unsers Mundes zu predigen. Zweifeln nicht, daß der Gott, der beim Propheten Jesaia verheißen, sein Wort soll nicht leer wieder zu ihm kommen, sondern wirken, wozu es gesandt ist, auch werde durch das Wort, so euch geprediget, kräftiglich gewirket haben in den Herzen derer, die es angehöret und angenommen. In dem Namen unsers Herrn Jesu Christi fangen wir dann auch heute durch die Gnade Gottes das neue Kirchenjahr an. Wir fangen es an: ob wir es endigen werden weiß Gott allein. Wie die Blumen sind wir; ein Blümlein verwelket bald. Wie ein Gras sind wir; ein Gras, wie bald bricht das. Wer weiß, ob wir morgen sind ? Wer kann sagen, wo wir übers Jahr sind ? Doch fangen wir es an im Namen Gottes, und rufen den Namen unsers Herrn Jesu Christi demüthig an, er wolle auch in diesem Kirchenjahr zu unserm Pflanzen und Begießen sein himmlisches Gedeihen geben, daß durch sein gepredigtes Wort die Blinden erleuchtet, die Irrenden zurecht gebracht, die Trägen aufgemuntert, die Hals-starrigen erweichet, die Blöden getröstet werden. Er gebe auch in diesem Kirchenjahr eine reiche Seelenerndte, daß wir durch sein heiliges Wort uns, und die es hören, mögen selig machen. Auf sein Wort werfen wir abermal unser Netz aus; Gott gebe einen gesegneten Seelenfang, durch Jesum Christum, Amen.
In dem Vertrauen beugen wir unsere Knie, und beten ein gläubiges Vater Unser.

Textus Matth. 21 à v. 1 usque ad v.10

Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage an den Oelberg, sandte Jesus seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen : Gehet hin in den Flecken, der vor euch lieget, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bei ihr ; löset sie auf, und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht : Der Herr bedarf ihr ; so bald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht : Saget der Tochter Zion: siehe, dein König kömmt zu dir sanftmüthig, und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin, und thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf, und satzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg. Die andern hieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgete, schrie und sprach : Hosianna dem Sohne David ! gelobet sei, der da kömmt in dem Namen des Herrn ! Hosianna in der Höhe !

Eingang

Geliebte im Herrn! Der geistreiche und honigsüße Lehrer Bernhardus hat allezeit dies Sprüchlein im Munde geführet : Ach Herr ! gieb daß ich erkenne beides, mich und dich. In der Erkenntniß Jesu und unser selbst bestehet das ganze Christenthum. Die Erkenntniß Christi dienet darzu, daß sie unsern Glauben stärke, unsere Liebe anzünde, unsere Hoffnung befestige, und dann eine kindliche Furcht in uns erwecke. Sie stärket den Glauben; denn sie führet zu Herzen die eigene wahrhaftige Gestalt unsers Heilandes, wie er so ein freundlicher Jesus, so ein leutseliger und hülfreicher Herr ist. Dadurch wird dann unser Vertrauen angeflammet, daß wir denken : Ach ! siehe, wer wollte nicht trauen einem solchen seligen Herrn, der so fromm und freundlich, ja die Güte selbst ist ? Es wird auch durch diese Erkenntniß das Fünklein der Liebe gegen Christum angeblasen, wie Johannes saget : Lasset uns ihn, lieben, denn er hat uns erst geliebet. Wer Christum erkennet, der schmecket die Süßigkeit seiner Liebe, und wer die schmecket, der empfindet eine feurige Gegenliebe ; da zündet ein Licht das andere an. Auch die Hoffnung wird steif und fest gemacht im Kreuze, wenn wir Christum recht erkennen; wenn wir erkennen, daß er helfen könne, und helfen wolle, und daß ers wohl mit uns im Leiden meine. Ja auch die kindliche Furcht wird in uns erwecket durch die Erkenntniß Christi, daß wir uns hüten ihn zu beleidigen, weil er ein so freundlicher Jesus ist, der uns wohlthut an Leib und Seel. Man scheuet sich ja seinen Wohlthäter zu erzürnen sollte man denn nicht den gütigsten und höchsten Wohlthäter Jesum zu erzürnen sich scheuen ? Von der Erkenntniß Christi kommen wir zu der Erkenntniß unser selbst. Die Erkenntniß unser selbst hält uns vor, daß wir nichts sind. Wir sind nicht das Bild Gottes, das wir in Adam gewesen; der Teufel hat uns das Bild ganz ausgezogen. Solche Erkenntniß setzet uns in eine göttliche Traurigkeit, daß wir uns herzlich betrüben über den Verlust der Heiligkeit und Gerechtigkeit, damit uns Gott in Adam geschmücket hatte. Zum andern zeiget uns die Erkenntniß unser selbst an, was wir sind in der Verderbniß. Wir sind ein Greuel der Verwüstung, ein Scheusal vor Gott. Solche Erkenntniß schlägt uns nieder, daß wir uns demüthigen, und nichts von uns selbst halten. Drittens zeiget uns auch die Erkenntniß unser selbst an, was wir sein sollen, und wie das Bild Gottes durchs Kreuz in uns solle erneuert werden. Dadurch werden wir aufgemuntert zu einem heiligen Wandel, daß wir trachten von Tage zu Tage immer frömmer zu werden. Siehe, mein Herz, so hanget das ganze Christenthum an der Erkenntniß Jesu um unser selbst. Weil denn eines Predigers Arbeit sein soll, daß er aus seinen Zuhörern gute Christen mache, so soll auch diese meine Kirchen-Arbeit dahin gehen, daß ich einen jeden unter euch führe zur Erkenntiß Jesu und seiner selbst. Sollen demnach die evangelischen Texte sein ein Spiegel, darin das Herz Jesu gegen euch, und euer Herz gegen Jesum soll leuchten.

Es gebe aber Gott seine Gnade darzu um Jesu willen! Amen.

[Erklärung]

Es war nun nahe die Zeit, daß der Heiland sollte sein Leiden antreten; darum machte er sich auf, ging hin gen Jerusalem, und stellete sich da ein, als das rechte Osterlämmlein, das sich nunmehr wollte schlachten lassen für aller Welt Sünde. Christus wußte ja wohl, daß zu Jerusalem das Kreuz seiner wartete: dennoch aber fliehet er nicht, sondern gehet dem Kreuze gerade unter die Arme; anzuzeigen, daß er willig um unsere Sünde litte. Wohl stehets, wenn man fein muthig dem Kreuz unter die Arme läuft. Wie mancher Mensch ist gar schüchtern und flüchtig, wenn er nur ein möglich, er liefe zur Welt hinaus, daß er nur seinem Kreuz entrinnen möchte. Aber vergeblich ! Das Kreuz sezet hinter dich an, und lässet dich nicht. Was dir Gott zuschicket, das mußt du tra gen, du bleibest auch wo du wollest unter Wegen. Da Christus kam nahe bei Jerusalem, gen Beth-phage, an den Oelberg, sandte er seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen : Gehet hin in den Flecken, der vor euch lieget, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bei ihr, löset sie auf, und führet sie zur. Es wohneten in dem Flecken Leute, welche zu dem Ende Esel hielten, damit sich die Wandersleute für Geld derselben bedienen, und ihre Bürde desto besser über den Oelberg bringen könnten. Er sandte der Jünger zween. Anzudeuten, daß seine Jünger sollen eins sein im Geist, verbunden mit dem Bande des Friedens. Steht wohl, daß dieselben eins sind, die andere sollen vereinigen. Obs Petrus und Johannes gewesen, steht eigentlich nicht zu wissen; es ist aber wohl glaublich : denn Petrus war hitzig und eifrig, Johannes aber sanftmüthig und gelinde. Beides, mein Herz, ist in dir zusammen, der hitzige Petrus dein Fleisch, und der sanftmüthige Johannes dein Geist. Beides muß in dir sein, beides muß zu sammen streiten, aber Johannes muß den Sieg behalten. Der Heiland giebt den beiden Jüngern den Befehl, wenn sie werden in den Flecken kommen, da wird eine Eselin angebunden sein, die sollen sie auflösen, und zu ihm führen. Er zeiget hiemit an, was der Prediger ihr Amt sein soll, nämlich, daß sie lösen was gebunden, und binden, was sich selbst löset. Der meiste Hause löset sich selbst im Leben, tritt gar los und frech herein ; da ist alles mit einem bösen Wesen überschwemmet. Was sich aber selbst löset, das soll ein Diener Gottes binden, dem Sünder ankündigen den Tod und die Verdammniß. Dagegen aber, so etwa ein Herz möchte sein, das Moses hat mit Stricken des Todes und Höllenbanden umgeben, das soll ein Prediger lösen, ihm die Gnade Gottes und die Seligkeit ankündigen. Löset sie auf, sagt er, und führet sie zu mir. Ist der Prediger Amt, daß sie Gott zuführen die Seelen durch heilsame Lehre, durch heiligen Wandel und durch ein brünstiges Gebet. Damit aber die Jünger nicht möchten einwerfen, und sagen: Ja, lieber Herr, wer weiß, ob uns die Leute das Thier werden folgen lassen, weil sie uns nicht kennen ? So kömmt der Heiland diesem Einwurf zuvor, und spricht : Und so euch jemand etwas wird sagen, und spricht : der Herr bedarf ihr ; sobald wird er sie euch lassen. Das will der Heiland sagen : Ich habe der Leute Herzen in meinen Händen, und kann sie lenken wie ich will. Wenn ihr nur werdet in meinem Namen verkündigen: Der Herr bedarf ihr ; so werden sie alsbald bereit sein, euch selbige abfolgen zu lassen. Der Herr, der nicht allein über die Eselin und Füllen herrschet, sondern über Himmel, Erden und alles ein Herr ist, der bedarf ihr. Siehe, mein Herz ! so wird aus dem reichen Mann ein armer Lazarus. Der da alles hat, bedarf doch etwas. Also hat sich Gottes Sohn erniedriget, sich seiner göttlichen Gestalt im Fleisch geäußert, damit er dich möchte reich machen hier an der Seelen und dort ewiglich.

Ob zwar die Jünger nicht absehen konnten, wozu der Heiland dieses Thiers bedürftig, so war doch des Herrn Vornehmen, er wollte damit seinen Einzug halten in die Stadt Jerusalem, damit er erfüllete die Weissagung des Propheten, da er spricht, Zach.9.v.9. Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem jauchze. Siehe, dein König kömmt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel, und auf einem jungen Füllen der Eselin. Mein Herz ! Gottes Wort muß nicht vergeblich sein; es muß erfüllet werden und kräftig sein, und zwar am meisten an den Menschen. Darum wird Gottes Wort geprediget, nicht, daß es in das eine Ohr eingehe, und zum andern wieder aus, sondern daß es in seine Kraft gehe, und an dir erfüllet werde. Wenn große Herren ihren Einzug halten, da schicken sie jemand voran, der es ankündige. Wenn der Herr Jesus in den Tagen seines Fleisches den Einzug halten will in Jerusalem, da schickt er Zachariam vorher, der muß es ankündigen, damit die Juden einen solchen Schluß machen könnten: Siehe, derselbige, der nach des Propheten Zachariä Weissagung eins geritten kommt in die Stadt auf einem Esel, der ist der verheißene Messias. Aber sie waren blind, und erkanntens nicht: Zacharias prediget der Tochter Zion und Jerusalem, das ist, der jüdischen Kirchen durch Zion und Jerusalem vorgebildet, weil ein Theil der Stadt Jerusalem lag auf dem Berge Zion. Mein Herz ! soll der Heiland bei dir einziehen, so mußt du sein bergigt und erhabenes Herzens, fest und standhaftig im Glauben. Du mußt sein ein Jerusalem, eine Friedensburg ! Denn das Reich Gottes ist nicht anders, als Friede und Freude im heiligen Geist. Du mußt sein ein Zion, eine Aufwärterin, die mit David rühmen kann, Psal.121.v.1. Ich warte auf den Bergen, von welchen mir Hülfe kömmt.

Der Tochter Zion und Jerusalem bringet Zacharias diese Botschaft : Siehe, dein König kömmt zu dir sanftmüthig und reitet auf einem Esel, und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Das Wörtlein, Siehe, ist ein Verwunderungswörtlein, als wollte der Prophet sagen : Verwundere dich, Zion und Jerusalem, daß der große König zu dir kömmt. Denn man mag sich ja wohl verwundern, daß der Herr aller Herren herab kömmt zu uns armen Menschen ; daß der Herr von unendlicher Majestät in solcher Armuth zu Jerusalem einzieht. Das Wörtlein : Siehe, ist ein Freudenwörtlein. Wenn das Herz voller Freuden ist, da pfleget man zu sagen: Ach siehe ! siehe! wo Jesus hinkömmt, da kömmt die Freude mit hin. Das Licht vertreibet die Finsterniß, und Jesus treibet alle Traurigkeit aus dem Herzen. Ein Herz, das Christi Gegenwart empfindet, das springet vor Freuden, und ist gutes Muths. Ich halte nicht, daß eine traurige Seele in der Welt sein mag, vor welcher sich Jesus mit seinem Trost verbirget. Die Creatur würde ja seufzen und traurig sein, wenn die Sonne sie verlassen sollte, daß sie kein Sonnenlicht hätte. Vielmehr trauret eine fromme Seele, wenn die Sonne der Gerechtigkeit derselben ihr Trostlicht entzieht. So ist auch keine größere Freude, als wenn sich Jesus einer Seelen offenbaret in seiner Güte, daß sie schmecket und siehet, wie freundlich der Herr ist. Das erquicket Leib und Seele, daß man vor Freuden ausrufet : Mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.

Siehe, dein König kömmt. Es wird der Heiland ein König Zions genannt, weil er aus jüdischem Geschlecht entsprossen, im jüdischen Lande erzogen, den Juden in eigener Person geprediget, und also sein Reich unter ihnen aufgerichtet hat. Dein König kömmt. Er kömmt leiblich, wenn er einzicht in Jerusalem. Er kömmt geistlich, wenn er ins Herz zieht. Er kömmt dir, sagt der Text, zu deinem Nutzen, dir zu gute, daß er dir das Heil erwerbe, daß er dich selig mache. Dein König kömmt sanftmüthig. Das Wörtlein in der heil. Sprache bedeutet sowohl einen Sanftmüthigen, als einen Armen. Unser Heiland ist sanftmüthig. Er schrecket und plaget nicht, als andere Regenten, sondern er tröstet und hilst. Das ist ja erfreulich. Er kömmt als ein Armseliger, und leuchtet seine Armuth da heraus, daß er Gebrauch macht von einer fremden geliehenen Eselin ; hat nicht so viel, da er sein Haupt hinlegte. Zwar vor Zeiten ritten auch die fürstlichen Personen auf Esel- Füllen, wie das von gedacht wird im Buch der Richter. Nachdem aber Salomo die egyptischen Pferde ins Land gebracht, da waren die Esel in keinem Werth mehr. Also war beim Heilande kein Zeichen einiger Pracht, sondern nur der Armuth.

Was nun der Heiland den Jüngern sagt, ob sie es gleich nicht begreifen, verrichten sie es doch. Die Jünger gingen hin, und thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte. Siehe, mein Herz, so muß man Gottes Wort hören, daß es alsbald in seine Kraft und Wirkung gehe, daß aus dem Wort ein Werk werde. Er sagt : Gehet hin ; und sie gingen hin ; an dem Gehorsam erkennet man Christi Jünger. Wenn du thust, was Jesus befiehlet, als dann bist du sein Jünger. Was nützet es, daß dir der Herr viel vorsaget, und du wenig thust ? Er sagt: Kreuzige dein Fleisch, sammt den Lüsten und Begierden: du aber gehest hin und kreuzigest dein Fleisch nicht. Er saget: Folge mir nach ; du aber gehest hin und folgest den Lüsten deines verderbten Fleisches. Wie er saget, so mußt du thun. Du mußt so leben, wie sein Wort lautet. Sie gingen hin und brachten die Eselin und das Füllen, und legeten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf. Da die Jünger die Eselin sammt dem Füllen zu dem Heilande brachten, legten sie auf die Eselin ihre Kleis der, damit der Herr desto sanfter reiten könnte, und auf die Kleider setzten sie ihn. Dein Kleid, mein Herz, sollst du Jesu unterlegen. Das thust du, wenn du ihn kleidest in seinen nackten Gliedern. Aber wie macht es die Welt ? Sie kleidet nicht allein Christum nicht, sondern zieht ihm auch das Läpplein aus, das er noch an hat.

Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, thät dreierlei: Etliche breiteten die Kleider auf den Weg. Das thäten sie nach der Gewohnheit der Morgenländer ; wenn diese einen neuen König einholeten, da breiteten sie die Kleider unter ihn, wie denn auch dem Jehu geschehen, und solches zu lesen ist im ersten Buch der Könige am neunten Kapitel. Etliche bieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Theils ihre Freude damit zu bezeugen, theils den Weg damit zu schmücken. Obs Palmzweige gewesen, kann man nicht eigentlich wissen; doch ist’s glaublich, weil das Land Canaan mit Palmbäumen angefüllet war, und weil Johannes schreibet, daß die Juden, so auf das Osterfest zusammen gekommen waren, als sie gehöret, daß Jesus gen Jerusalem käme, Palmzweige genommen, und ihm hinaus entgegen gegangen sein. Palmzweige wurden vor Zeiten den Siegshelden vorgetragen, wie bekannt ist aus dem ersten Buch der Maccabäer am 12. Cap. Hat also das Völklein hiemit angedeutet, daß der Herr Jesus der rechte Friedensfürst und Siegesheld über alle Feinde wäre. Etliche aber von dem Volk riefen laut, und schrieen aus dem 118. Psalm: Hosianna, dem Sohn David’s ! Gelobet sei, der da kömmt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! In diesen Worten ist erstlich ein Glück wunsch, da das Völklein dem Heiland das wün- schet, was die Worte lauten. Als wollten sie sagen : Gott gebe doch diesem neuen Könige, der nach dem Fleische aus Davids Stamm entsprossen, Glück, Heil und Segen! Zum andern, so ist auch darin ein Trotz-Wunsch, damit die Gläubigen dem Teufel und allen ihren Feinden Trotz bieten, und wollen gleichsam so viel sagen: Wir haben einen Jesum, der ein Helfer und Heiland ist, der wird uns das Heil bringen wider alle unsere Feinde. Gelobet sei, der da kömmt, heißt eigentlich, gesegnet sei, der da kömmt; denn er war derselbe, in welchem alle Völker sollten gesegnet werden. Mein Herz, Moses dräuet den Fluch. Verflucht sei, sagt er, wer nicht hält alle Worte dieses Gesetzes. Aber dein Heiland ist am Kreuz ein Fluch worden, daß du den Segen hättest. Der Welt bist du auch oft ein Fluch, jedermann fluchet hinter dir her. Aber dein Jesus verwandelt den Fluch in einen Segen. Es muß dennoch denen, die Gott lieben, Alles zum besten dienen. Hosianna in der Höhe. Die Hülfe kömmt aus der Höhe, das ist vom Himmel. Auf Erden können wir nirgends Hülfe finden, darum müssen wir unsere Augen in die Höhe, gen Himmel richten. Hosianna in der Höhe. Die Hülfe kömmt vom Himmel, aus der Höhe, vom Herrn, der Himmel und Erden gemacht hat. Deß freuet euch, und singet diesem Herrn zu Ehren: Hosianna dem Sohne David’s. Gelobet sei, der da kömmt im Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe.

[Tröstliche Jesus-Spiegel]

Aus diesem erklärten Evangelio wollen wir Ew. Liebe vorstellen erstlich einen tröstlichen Jesus-Spiegel, darin sich erbildet das Herz unsers Advents-Königs Christi Jesu.
Erstlich erblicken wir ihn in diesem Spiegel als unsern König. Der Prophet sagt : Siehe, dein König kömmt. Unser König ist er, der uns versorget, schüßet und regieret. Unser König, der unsere Feinde tritt unter unsere Füße. An diesem unsern Könige sehen wir Freundlichkeit und Güte, Almacht und Allwissenheit.
– Seine Freundlichkeit und Güte leuchtet daraus, daß er zu uns nahet. Der Text sagt: Da er nahe kam bei Jerusalem, gen Bethphage an den Oelberg. Wo ein Jerusalem ist, da kömmt der Heiland nahe hinzu. Er nahet sich zu einer gläubigen Seele im Gebet mit allem seinem Heil. Das ist’s, was er beim Propheten sagt : Ich wohne zwar in der Höhe, und in dem Himmel, doch aber auch bei denen, die zerbrochenen und demüthigen Herzens find. Sonderlich aber nahet der Herr zu einem Bethphage. Bethphage heißt ein Haus des Brun- nens. Bedeutet eine Seele, welche in der Wüsten dieser Welt lauter Thränenbrunnen macht. Einem betrübten verlassenen Herzen ist Jesus am allernächsten. Dies bezeuget David, wenn er spricht Psal. 34.v.9.: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herz zens sind, und hilft denen, die zerschlagen Gemüth haben. Wir meinen im Kreuze, der Heiland sei von uns gewichen. Warum ? Denn er hat sich mit seinem Trost und mit seiner Hülfe von uns abgewandt. Aber ach ! nein, mein Herz ! Im Kreuz ist er dir am allernächsten. Wenn du Thränenbrunnen machest, da kömmt er mit Trost und Erquickung. Da die Hagar in der Wüsten in vollen Thränen saß, kam der Engel und zeigete ihr einen Brunnen, daraus sie ihr verschmachtetes Kind tränken könnte. Wenn du sitzest in der Wüsten dieser Welt, verlassen und einsam, und vergießest deine bitteren Thränen, da tritt Jesus zu dir, und zeiget dir ein tröstliches Sprüchlein, einen tröstlichen Gedanken, aus welchem du, als aus einem Brunnen, lauter Trost kannst schöpfen.

Die Allmacht deines Heilandes leuchtet daraus hervor, daß er die Herzen der Leute, so die Eselin hatten, lenket nach seinem Willen. Der Herr sagt : Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet : der Herr bedarf ihr, sobald wird er sie euch lassen. Mein Herz, es hat dein Jesus in seiner Hand aller Menschen Herzen, wie ein Töpfer den Thon, er kann sie bilden, lenken und beugen, nachdem er will. Salomo sagt in seinen Sprüchwörtern, daß er des Königs und Fürsten Herz lenket, wie die Wasserströme. Gleich wie du den Wasserstrom kannst leiten von einem Ort zum andern, so leitet Gott der Menschen Herzen und Gedanken von einem Anschlag auf den andern. Wie tröstlich ist dir das, wenn du verlassen bist, und klagest, du habest keinen Freund, der sich deiner annehme ! Liebstes Herz, es ist deinem Jesu nur um das Wörtlein zu thun ! Mein Freund, hilf dem Armen, der Herr bedarf sein. Das Wörtlein kann das Herz lenken, und dir eine Hülfe in der Noth zuz senden. Das ist dir tröstlich, wenn du oft klagest : Ach wie sind doch meiner Feinde so viel! Dein Heiland hat ihre Herzen in seiner Hand. Er kann in einem Augenblick aus dem bittersten Feinde den süßesten Freund machen, daß derselbe morgen dich muß freundlich ansehen und lachen, der heute ein saures Auge auf dich geworfen. Hat er nicht Esau sein Herz zu Jacob gewandt ? Das ist dir sehr tröstlich.
Bei dem Advents-Könige Christo Jesu siehest du auch die Allwissenheit. Denn der Heiland siehet nicht allein, wo die Eselin sammt dem Füllen stehet angebunden, sondern er siehet auch, daß die Leute sagen werden : Was machst du ? Du meinest, liebstes Herz, daß es dein Heiland nicht wisse, wenn dich Jammer, Noth und Tod hält angebunden. Aber er siehet gar wohl die Last, die du trägest, und die Bande, die dich drücken. Sollte er’s nicht sehen, er, der Herr, vor dem Alles bloß stehet ? Er ist’s, der unter der Last erquicket. Er ist’s, der die Angebundenen und Lasttragenden auflöset, und ihnen zurufet, Matth.11.v18. Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Er sagt selbst in der Offenbarung Johanneis Cap. 3.v.1. Ich weiß deine Werke, deine Trübsal. Ja, er weiß sie, auch die geringste. Denn er zählet alle deine Thränen, und sammlet sie in einen Sack. Er siehet besser, was dein Herz drücket, als du selber.

Nun, dieser dein Advents König kömmt zu dir. Siehe, dein König kömmt zu dir. Er kömmt, so oft sein Wort wird geprediget. Ach ! du solltest zu ihm kommen, denn du kannst ohne seine Gnade nicht einen Augenblick leben. Aber sollte dein Jesus so lange warten, bis du zu ihm kämest, möchtest du darüber ewig verschmachten. Darum kömmt er zu dir, eilet auf dich zu mit aller seiner Güte, läuft dir nach in seinem Wort, und beut dir alle seine Gnade an. Er kömmt zu dir als ein Bräutigam zu seiner Braut, daß er dich herze, und dir sein Herz entdecke ; als der Hirte zu dem Schäflein, daß er dich weide mit dem süßen Trost ; als die Gluckhenne zu ihren Küchlein, daß er dich bedecke mit seinen Flügeln; er kömmt zu dir, als der Arzt zum Kranken, daß er dich heile, und gesund mache durch seine Wunden an deiner Seele. Nun solst du, mein Herz, fröhlich sein, wenn dein Heiland kömmt. Da kömmt das Licht, und will dich ers leuchten. Da kömmt das Leben, und will dich aus dem Tode reißen. Da kömmt die Freude, und will dich erquicken im Leiden. Da kömmt die feurige Mauer, und will dich umgeben, wenn der Feind auf dich zu dringet. Da kömmt der Himmel, und will dich selig machen. Solltest du nicht, wenn du dieses hörest : Siehe, dein König kömmt zu dir, einen Wunsch daraus machen, und sprechen: Ach ja, mein König, mein Jesu, komm auch zu mir! Dein König kömmt zu dir. Magst dich wohl verwundern. Was ist er, und was bist du ? Er ist ein Gott von unendlicher Majestät und Herrlichkeit ; du bist ein armer Mensch. Er ist der Allerheiligste, du bist ein stinkender Sünder. Er ist schön, du bist häßlich. Er ist reich, du bist arm. Er ist alles, du bist nichts. Darum magst du wohl fragen und sagen : Woher kömmt mir das, daß mein Jesus zu mir kömmt ? Sprich mit jenem Hauptmann: Ach Herr! ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gehest. Er kömmt zu dir, mein Herz, nicht den Engeln, denn die bedürfen sein nicht ; nicht den Teufeln, denn für sie hat er nicht gelitten. Dir, mein Herz, kömmt er mit allem, was er ist, weil er ganz dein eigen geworden. Er kömmt zu dir. Ach Jesu, komm doch auch zu mir, weil sonsten nichts vergnüget mich.

[der erbauliche Herzens-spiegel]

In dem andern Spiegel, als nämlich in dem erbaulichen Herzensspiegel haben wir zu beschauen.

1. Das Herz, das sich bereitet, Jesum auf zunehmen.
Ein solches Herz löset sich von der Welt. Christus befahl seinen Jüngern, daß sie die Eselin sollten auflösen. Löset sie auf, sprach er. Der alte Adam ist ein alter fauler Esel, steht angebunden an der Welt-Krippen. Da bindet ihn an die Hoffnung mit den Stricken der Augenlust, Fleischeslust und hoffärtigen Lebens. Da bindet ihn an die Furcht mit den Stricken der Schmach und Verfolgung. Das Herz ist an der Welt gebunden, denn es hoffet von der Welt viel Ehre, Wollust und Reichthum zu haben. Dagegen fürchtet es lauter Schmach und Trübsal, so es die Welt verlassen sollte. Willst du nun aber das Herz dem Heilande zur Wohnung bereiten, so löse es ob von der Welt. Soll Jesus eingehen, so muß Welt ausgehen. Soll Jesus lieb werden, so muß die Welt bitter werden. Das Herz kann nicht zugleich mit der Welt und mit Christo vereinigt sein. Der Glaube aber ist der Sieg, der die Welt überwindet. Eine gläubige Seele achtet keiner weltlichen Ehre, keiner Augenluft und irdischen Herrlichkeit, denn sie empfindet weit süßere Lust, weit größere Ehre und Herrlichkeit, weit edlere Schäße bei ihrem Jesu, als die Welt hat und geben kann. Eine gläubige Seele fürchtet weder Schmach noch Trübsal, weder Noth noch Tod : denn ihr Jesus ist ihr so süße geworden, daß er ihr auch alles, was bitter ist, versüßet. Sie kann mit Paulo sagen, Röm. 8.35.seq. Was sollte mich scheiden von der Liebe Gottes ? Trübsal oder Angst ? oder Verfolgung ? oder Hunger ? oder Blöße ? oder Fährlichkeit ? oder Schwerdt ? Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Creatur, mich scheiden mag von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. Wenn dann das Herz von der Welt ist abgelöset, so muß es dem Herrn zugeführet werden. Löset sie auf und führet sie zu mir. Mein Herz, der Heiland hält am Oelberg, und läßt die Eselin und das Füllen zu sich führen. Bergan muß das geschehen, das Jesu zuges führet wird. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hülfe kömmt, sagt David. Das Herz muß in den Himmel gezogen werden, theils durch heilsame Seufzer und inbrünstiges Gebet, theils durch andächtige Betrachtung des gött lichen Worts.

2. Wenn das Herz also bereitet ist, so zeiget uns dieser Spiegel zum andern das Herz, das Jesum willig annimmt.
Der Text sagt: Und sie satzten ihn darauf. Wenn die Welt ist ausgesezt, so muß Jesus eingesezt werden. Welt heraus, und Jesus hinein. Das ist immer so. Es wird aber Jesus ins Herz gesezt durch den Glauben, der überläßt dem Heilande das Herz. Wenn Christus zu dir schicket, und sagen läßt: Mein Kind, gieb mir dein Herz, der Herr bedarf dessen ; so antwortet der Glaube : Ja, mein Jesu, da ist das Herz, das bedarf mehr deiner, als du meiner. Der Heiland bedarf unsers Herzens, nicht aus Noth, etwas zu haben, sondern aus Erbarmung, uns alles zu geben. Er hat sein Herz voll süßer Liebe, er hat seine Hände mit Wohlthaten angefüllet, die strecket er den ganzen Tag aus, und sagt : Wo ist dein Herz ? ich bedarf dessen, ich wollte gern entbehren aller Wohlthaten. Gleichwie eine Mutter, die ihre Brüste voll Milch bat, des Kindleins bedarf, daß es komme, und die Milch aussauge: so bedarf Jesus unsers Herzens, daß wir kommen, und uns anfüllen lassen mit seinen Wohlthaten.
Er kömmt auch zu uns in seinen Gliedern, und spricht uns an: Der Herr bedarf dein ; da ist der Glaube alsbald bereit, und saget : Ja, mein Jesu, was ich thun kann, das thue ich gern. Da ruft uns der Heiland zu: Ich bedarf deines Herzens, daß du Mitleiden mit deinem Nächsten habest. Der Glaube antwortet : Ja, liebster Heiland, mein Herz steht dir allezeit offen, lege hinein all dein Heil, lege hinein allen deinen Jammer. Ja, mein Heiland, ich will gern weinen mit den Weinenden. Der Heiland ruft uns zu: Ich bedarf deines Mundes, daß du mich tröstest. Der Glaube antwortet : Ach ! ja, Herr, wenn ich nur könnte ein tröstlich Wort finden, wie gern wollt ich dich trösten ! Er kömmt, und ruft : Ich bedarf deiner Hände, daß du mich speisest und tränkest. Der Glaube antwortet : Ja gern, heraus Speise und Trank, meinen Jesum zu speisen und zu trämken. Der Heiland ruft : Ich bedarf deiner Füße, daß du mir einen Liebesgang thuest. Der Glaube antwortet: Ach ja! gar gern, mein Jesu. Bald kömmt der Heiland mit seinem Kreuz, und spricht : Auf Herz, ich bedarf dein, daß du mir die Last mit tragen helfest. Der Glaube antwortet : Ja, liebster Heiland, ich will gern tragen die Last, die du mir auflegest, denn dein Joch ist sanft, und deine Last ist leicht. Herr, hie bin ich, deinen Willen mein Gott, thue ich gern. Tröstlich ist dir’s, wenn du einige Stärke des Glaubens in dir empfindest : Der Glaube aber ist durch die Liebe thätig, und die Liebe erkennet man aus der Einigkeit. Der Heiland sandte seiner Jünger zween. Mein Herz, willst du Jesum aufnehmen, so sei fleißig zu halten die Einigkeit im Geist, durch das Band des Friedens. Er ist die Liebe, und wo die Liebe ist, da ist seine Wohnung. Die Tauben wohnen nicht gern im Gestank, und Jesus nicht im Zank. Er ist ein Gott des Friedens, und wohnet bei denen, die den Frieden lieben. Zu der Einigkeit muß kommen die Demuth. Die Demuth leget Gott ihre Kleider unter seine Füße, sie breitet ihre Kleider unter ihn. Das Kleid ist der neue Mensch, wie Paulus vermahnet, Eph. 4.v.24. : Ziehet an den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist, in rechtschaffener Ges rechtigkeit und Heiligkeit. Die Kleider sind die Tugenden, nach der Ermahnung Pauli, Col. 3.v.12. : So ziehet nun an, als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth, Geduld. Diese Kleider legest du dem Heiland unter, wenn du in Demuth dich selbst verleugnest, und alles, was du hast, seiner Güte zuschreibest und sagest : Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gieb die Ehre. Darzu muß auch kommen die Beständigkeit. Etliche hieben Zweige von den Bäumen und streueten sie auf den Weg. Der Palmbaum ist ein Zeichen der Beständigkeit, denn er ist immer grün, er weichet auch der Last nicht, sondern widerstrebet derselben, wie einige wollen. Das ist die höchste Tugend, die Beständigkeit. Denn das Ende krönet. Darum sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben, Offenb. Joh. 2.v210.

3. Endlich zum dritten zeiget uns auch dieser Spiegel das Herz, das Jesum empfindet. Zacharias ruft der Tochter Zion und Jerusalem zu: Freue dich, du Tochter Zion, und du Tochter Jerusalem, jauchze. Mein Herz, wenn der Heiland empfunden wird, da ist das Herz voller Freuden. Wo er hinkömmt, da bringet er die Freude in’s Herz, auch mitten im Kreuz. Ein Herz, das Christi tröstliche Gegenwart empfindet, jauchzet vor Freuden, es singet und springet, und alle Sprünge gehen Himmel an. Da höret man die Seele singen und sagen :

Wie bin ich doch so herzlich froh,
Daß mein Schah ist das A und O,
Der Anfang und das Ende !
O Jesu, wie süße bist du!
Was bringst du für selige Ruh !
O Jesu, mein Leben,
Was soll ich dir geben?
Süßer denn Honigseim bist du mir nu.

Der Mund wird fröhlich, lobet Gott, und singet mit Schalle : Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Der dir alle deine Sünde vergiebt, und heilet alle deine Gebrechen. Der dein Leben vom Verderben erlöset, der dich krönet mit Gnaden und Barmherzigkeit, Psalm 102. v.1.2.3.4. Hosianna, dem Sohne David. Gelobet sei, der da kömmt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe. Amen!


ENGLISH

If the heart is thus prepared, the Herzensspiegel shows us a heart that willingly receives the Lord who is coming:
The text says: “And they set him on it.” (i.e. the donkey). When the world is cast out, Jesus must be placed in. Out with the world, and in with Jesus. It is always this way. Jesus is placed into the heart through faith, which yields the heart to the Savior. When Christ comes to you and says: “My child, give me your heart, the Lord has need of it,” faith answers: “Yes, my Jesus, here is the heart; it needs you more than you need it.” The Savior requires our heart not out of need to have something, but out of mercy to give us everything. His heart is full of sweet love; his hands are filled with blessings, which he stretches out all day, saying: “Where is your heart? I need it. I would gladly forego all blessings.” Just as a mother whose breasts are full of milk needs the child to come and draw it out, so Jesus needs our heart, that we may come and be filled with his blessings. He also comes to us in his members and speaks: “The Lord has need of you.” Then faith is immediately ready and says: “Yes, my Jesus, whatever I can do, I gladly do.” The Savior calls to us: “I need your heart, that you may have compassion on your neighbor.” Faith answers: “Yes, dearest Savior, my heart is always open to you; lay within it all your salvation, lay within it all your sorrow. Yes, my Savior, I will gladly weep with those who weep.” The Savior calls to us: “I need your mouth, that you may comfort me.” Faith answers: “Ah, yes, Lord, if only I could find a comforting word, how gladly I would comfort you!” He comes and calls: “I need your hands, that you may feed and clothe me.” Faith answers: “Yes gladly, here is food and drink to feed and clothe my Jesus.” The Savior calls: “I need your feet, that you may walk in love for me.” Faith answers: “Ah, yes, gladly, my Jesus.” Soon the Savior comes with his cross and says: “Come, I need your heart to help bear the burden with me.” Faith answers: “Yes, dearest Savior, I will gladly bear the burden you lay upon me, for your yoke is easy, and your burden is light. Lord, here I am; your will, my God, I gladly do.”

It is comforting for you when you feel some strength of faith within yourself. But faith works through love, and love is recognized by unity. The Savior sent his disciples out in pairs. My heart, if you want to receive Jesus, be diligent in maintaining unity in the Spirit through the bond of peace. He is love, and where love is, there is his dwelling. Doves do not like to dwell in stench, and Jesus does not dwell in strife. He is the God of peace and dwells with those who love peace.


NEDERLANDS

Als het hart zo bereid is, toont deze spiegel ons ten tweede het hart dat Jezus gewillig aanneemt.
De tekst zegt: “En zij zetten hem daarop.” Wanneer de wereld wordt uitgesloten, moet Jezus binnengehaald worden. Wereld eruit, Jezus erin. Zo is het altijd. Jezus wordt in het hart geplaatst door het geloof, dat het hart schenkt aan de Heiland. Wanneer Christus tot je komt en zegt: “Mijn kind, geef mij je hart, de Heer heeft het nodig,” antwoordt het geloof: “Ja, mijn Jezus, hier is het hart; het heeft u meer nodig dan u het nodig hebt.” De Heiland vraagt ons hart niet omdat hij iets nodig heeft, maar uit barmhartigheid om ons alles te geven. Zijn hart is vol zoete liefde; zijn handen zijn gevuld met weldaden, die hij de hele dag uitstrekt en zegt: “Waar is je hart? Ik heb het nodig. Ik zou graag alle weldaden missen.” Zoals een moeder wiens borsten vol melk zijn, het kind nodig heeft om te komen en de melk op te zuigen, zo heeft Jezus ons hart nodig, dat wij komen en ons vullen met zijn weldaden.
Hij komt ook tot ons in zijn leden en spreekt tot ons: “De Heer heeft je nodig.” Dan is het geloof meteen bereid en zegt: “Ja, mijn Jezus, wat ik kan doen, doe ik graag.” De Heiland roept ons toe: “Ik heb je hart nodig, opdat je medelijden hebt met je naaste.” Het geloof antwoordt: “Ja, liefste Heiland, mijn hart staat u altijd open; leg daarin al uw heil, leg daarin al uw ellende. Ja, mijn Heiland, ik wil graag wenen met de wenenden.” De Heiland roept ons toe: “Ik heb je mond nodig, opdat je mij troost.” Het geloof antwoordt: “Ach, ja, Heer, als ik een troostend woord zou kunnen vinden, gaarne zou ik u troosten!” Hij komt en roept: “Ik heb je handen nodig, opdat je mij voedt en kleedt.” Het geloof antwoordt: “Ja graag, hier is voedsel en drank om mijn Jezus te voeden en te kleden.” De Heiland roept: “Ik heb je voeten nodig, opdat je een liefdesgang voor mij maakt.” Het geloof antwoordt: “Ach ja! Heel graag, mijn Jezus.
Het is zeker al troostrijk als je de kracht van het geloof in jezelf ervaart. Maar het geloof werkt door liefde, en liefde wordt zichtbaar in eenheid. De Heiland zond zijn discipelen er ‘met z’n tweeën’ op uit: Mijn hart, als je Jezus wilt ontvangen, wees dan ijverig in het bewaren van de geestelijke eenheid door de band van vrede. Hij is liefde, en waar liefde is, daar is zijn woning. Duiven wonen niet graag waar het stinkt, en Jezus woont niet waar getwist wordt. Hij is een God van vrede en woont bij wie de vrede liefhebben.